1962 wurde die SEPL (South European Pipeline) von Marseille nach Karlsruhe und 1963 die RDO (Rhein-Donau-Oelleitung) von Karlsruhe nach Ingolstadt und Neustadt in Betrieb genommen.
Aufgrund der kontinuierlichen Zunahme des Rohölbedarfs stieß das damalige Ölleitungsnetz bald an seine Grenzen. Im März 1963 griff eine Gruppe führender Ölkonzerne (ENI, BP, ESSO und SHELL) die Idee des venezianischen Finanzmanagers Marco Barnabò auf, eine Pipeline von der Adria nach Bayern zu bauen. Mit der Machbarkeitsstudie wurde die Bechtel Corporation, ein international tätiges Ingenieurbüro, beauftragt.
Am 21. November 1963 kam das TAL-Konsortium zum ersten Mal zusammen, um den Bau der Transalpine Pipeline in die Wege zu leiten. 1964-65 wurden die drei Ländergesellschaften (Società Italiana per l’Oleodotto Transalpino mit Sitz in Triest, Transalpine Ölleitung in Österreich mit Sitz in Innsbruck und Deutsche Transalpine Oelleitung mit Sitz in München) der TAL-Gruppe gegründet. Ziel war es, neben den Anlagen in Marseille und Genua eine dritte Versorgungsquelle für Süddeutschland zu schaffen und dadurch eine kontinuierliche Energieversorgung zu gewährleisten und die Anfahrtswege der Öltanker aus Arabien oder Nordafrika zu verkürzen.
Als Ausgangspunkt für die Pipeline hatte man sich für den Hafen von Triest entschieden. Ausschlaggebend hierfür waren die strategisch günstige Lage des Hafens im Hinblick auf das Zielabsatzgebiet sowie die Tiefe des Meeresbodens – ein wesentliches Kriterium, nicht nur weil Öltanker zu den Schiffen mit dem größten Tiefgang gehören, sondern auch weil die damaligen Tanker mit einem zunehmend größeren Tiefgang vom Stapel liefen. Außerdem wurde das Vorhaben von der italienischen Regierung unterstützt. Die Wirtschaft der Stadt Triest, die immer noch unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges litt, sollte dadurch wieder gestärkt werden.
Der Bau der Pipeline begann am 9. Dezember 1964, fertig gestellt wurde sie nach 1.000 Tagen im Juni 1967. Die Gesamtkosten zur Realisierung des Baus beliefen sich auf 192 Mio. US$. Ein Viertel wurde von den Gesellschaftern getragen. Es wurde ein Konsortium aus 83 Banken errichtet; das Bauprojekt galt als eine der größten Investitionen durch private Geldgeber in der damaligen Zeit.
Am 13. April 1967 legte der erste Tanker, die Daphnella, im Hafen von Triest an und am 3. Oktober desselben Jahres wurde das erste Öl in Ingolstadt abgeliefert.
1970 wurde die Adria-Wien-Pipeline (AWP) über eine Abzweigung der Pipeline an das TAL-System angebunden, wodurch die Versorgung der Raffinerie in Schwechat bei Wien gewährleistet wurde.
1972 wurde die Rhein-Donau-Oelleitung (RDO) erworben, um die Raffinerien in Karlsruhe und Neustadt zu beliefern. Die TAL-Anlage wurde dadurch um die zwei 26“ Streckenabschnitte TAL-OR und TAL-NE erweitert. 1995 wurde durch die MERO-Pipeline die Verbindung mit dem TAL-System geschaffen, um die Raffinerien in der Tschechischen Republik mit Rohöl zu versorgen.
1997 übernahm TAL die Transportaufgabe der Central European Pipeline (CEL), die zur Gasleitung umfunktioniert wurde. Der Bau einer Ölleitung, die drei Länder durchquert, stellte ein Vorhaben von großer Bedeutung dar – sowohl im Hinblick auf die Ingenieursleistung, als auch bezüglich der internationalen Zusammenarbeit.
Der Voraussicht und Entschlossenheit der visionären Gründer der Pipeline sowie den Fähigkeiten der Ingenieure und Bauherren, die das Projekt in nur 1.000 Tagen fertig stellten, ist es zu verdanken, dass wir heute, über 50 Jahre später, immer noch von diesem bahnbrechenden, umweltfreundlichen und strategisch wichtigen Stück Ingenieurskunst profitieren können, das die Wirtschaft von Friaul-Julisch Venetien, Österreich und Bayern zusammenwachsen lässt.